== SEMANTICS ==
Nachdem ich sie so eine Weile eingehend betrachtet habe, muss ich mir der intellektuellen Redlichkeit halber die Frage stellen, ob ich womöglich doch ganz ohne Annes Schuld, überhaupt ohne Anne hier gestrandet bin. Zugegeben, die Überlegung drängt sich schon seit geraumer Zeit auf. Hätte Anne sich nicht durch irgendeine eigene Regung bemerkbar machen müssen, wenn sie eine von der meinen unabhängige Existenz führte? Ihr Name ähnelt verdächtig dem meiner Schwester Annette oder wirkt doch jedenfalls einfallslos, ein beliebiger Frauenname mit A. Fragt man Menschen nach einer Farbe, antworten sie ”Rot“, bittet man sie, ein Werkzeug zu nennen, sagen sie ”Stein“. Nein, nicht Stein, ich glaube, man sagt ”Hammer“. Auf die Frage nach einem Frauennamen würden neunzig Prozent wahrscheinlich mit ”Anne“ antworten. Das alles beweist natürlich noch gar nichts.
aus: Kathrin Passig, Sie befinden sich hier== PRAGMATICS ==
"Antworte mir, ja oder nein", sagte Fräulein Bock. "Hat deine Mutter gesagt, daß Karlsson hier essen soll?"
"Sie möchte auf jeden Fall, daß er...", setzte Lillebror von neuem an, aber Fräulein Bock schnitt ihm mit ihrer eisigsten Stimme das Wort ab:
"Antworte mir, ja oder nein, habe ich gesagt! Es kann doch wohl nicht so schwer sein, auf eine einfache Frage mit ja oder nein zu antworten!"
"Das denkst du!" mischte sich Karlsson ein. "Ich werde dir eine einfache Frage stellen, dann wirst du selbst sehen. Hör zu: Hast du aufgehört, vormittags Kognak zu trinken, ja oder nein?"
Fräulein Bock blieb die Luft weg, sie schien beinahe zu ersticken. Sie wollte etwas sagen, konnte aber nicht.
"Na, wie ist es damit?" sagte Karlsson. "Hast du aufgehört, vormittags Kognak zu trinken?"
"Natürlich hat sie das", sagte Lillebror eifrig. Er wollte Fräulein Bock wirklich helfen, aber sie wurde völlig wild.
"Natürlich habe ich das
nicht", schrie sie wutschnaubend, und Lillebror bekam einen Todesschreck.
"Nein, nein, sie hat
nicht aufgehört.", versicherte er.
"Das ist bedauerlich.", sagte Karlsson. "Von Trunksucht kommt viel Elend."
Jetzt röchelte Fräulein Bock nur noch und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Aber Lillebror hatte nun endlich die richtige Antwort gefunden.
"Sie hat nicht
aufgehört, denn sie hat nie
angefangen, das kannst du dir doch denken", sagte er vorwurfsvoll zu Karlsson.
"Hab ich das denn behauptet?" fragte Karlsson, und dann wandte er sich zu Fräulein Bock um. "Dummchen, da kannst du mal sehen, daß es nicht so einfach ist, immer mit ja oder nein zu antworten! Gib mir Pfannkuchen!"
aus: Astrid Lindgren, Der beste Karlsson der Welt== PSYCHOLINGUISTICS ==
Ein von mir befragtes fünfjähriges polnisches mädchen (Stasia Kurszewska), welcher farbe das recht,
racja, ist, antwortete: „selbstverständlich gelb“ (naturalnie, że żółta). Und es erscheinen wirklich einigen mit besonders lebhaften einbildungskraft ausgestatteten individuen gewisse kategorien von substanzworten als mit besonderen farben und plastischen formen versehen. Einige polnische maler versicherten mich, es habe für sie jeder monatsname und jeder wochentagsname immer eine und dieselbe form und eine und dieselbe farbe.
aus: Jan Baudouin de Courtenay, Einfluss der Sprache auf Weltanschauung und Stimmung== PHILOSOPHY OF LANGUAGE==
Dieser Satz hat genau zweiundvierzig Buchstaben.
selbst ausgedacht== COMPUTATIONAL LINGUISTICS ==
Mein Turingtest
(...)
http://www.herr-rau.de/wordpress/2005/10/mein-turingtest.htmLisa: Meet Linguo, the grammar robot. I built him all by
myself. If you misuse language, he'll correct you.
Homer: Well, let's put him to the test. [slowly] Me love beer.
Linguo: *I* love beer.
Homer: Aw, he loves beer. Here, little fellow. [pours a handy
can of beer in Linguo's mouth]
Lisa: Dad, no!
Linguo: [shorting out] Error.
Homer: I'm sorry. I thought he was a party robot.
from: The Simpsons, CABF14: Trilogy of Error